ZDF Die Rosenheim-Cops: Schwesternliebe (Staffel 2 Folge 5)

Die anderen sind ja auch nicht besser

In Rosenheim nimmt das Leben seinen gewohnten Lauf, doch die Idylle wird jäh durch ein tragisches Ereignis erschüttert. Zunächst dreht sich alles um Vincent, dessen Schulzeugnis Anlass zu Spott und familiären Diskussionen liefert. Während die Erwachsenen über Englischschwächen und fehlende Internetanschlüsse scherzen, bahnt sich im Hintergrund ein Drama an, das alles überschattet: Der alte Wölner, Vater von Anna und Bärbel, wird tot in einem Lift gefunden. Was anfangs wie ein Unglücksfall aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Mordfall, der das gesamte Umfeld der Familie in Aufruhr versetzt.

Die Kommissare Satori und Hofer übernehmen die Ermittlungen. Erste Beobachtungen zeigen: Der alte Wölner litt an einer angeborenen Herzschwäche und benötigte regelmäßig Tropfen, die jedoch am Tatort fehlen. Bald steht fest, dass der Lift absichtlich abgeschaltet wurde. Ohne seine Medikamente hatte der Alte keine Überlebenschance. Die Frage, wer den Notknopf drückte, wird zur zentralen Ermittlungsrichtung.

Im Fokus steht zunächst die Familie selbst. Anna, die mit dem Vater die Bergwirtschaft führte, erklärt, sie sei zur Tatzeit bei ihrem Freund Peter Schlatner gewesen. Doch ihr Alibi bröckelt rasch: Peter war nachweislich in München, seine Angaben sind widersprüchlich, und die Zeitlücke zwischen Rosenheim und seiner Ankunft in der Stadt bleibt ungeklärt. Auch Anna selbst gerät zunehmend unter Druck, da ein Tourist beobachtet hat, wann ihr Vater den Lift betreten hat.

Die Rosenheim-Cops (17) Staffel 2 Folge 5 - Schwesternliebe

Bärbel, die zweite Tochter, kommt aus den USA zurück. Angeblich studiert sie Jura in Harvard, doch bald fliegt die Lüge auf: Tatsächlich lebt sie in New York, arbeitet als Kellnerin und kämpft mit hohen Schulden. Ihr angebliches Vorzeigestudium war nur Fassade, um dem Vater zu gefallen. Die Wahrheit lässt alte Konflikte zwischen den Schwestern hochkochen. Anna fühlt sich seit jeher benachteiligt, da Bärbel als „Vorzeigetochter“ stets gefördert wurde, während sie selbst zurückblieb, um den Hof zu bewirtschaften.

Auch Peter Schlatner, Annas Freund, wird unter die Lupe genommen. Als überzeugter Öko-Aktivist lehnte er Wölners geplanten Skilift ab, wodurch es häufig zu Streit kam. Hatte er ein Motiv, den alten Gegner aus dem Weg zu räumen? Sein Alibi bricht jedenfalls zusammen, als herauskommt, dass er in der fraglichen Zeit nicht in München war, sondern seine Ex-Freundin besuchte. Er streitet jede Tatbeteiligung ab, doch die Ermittler bleiben misstrauisch.

Die Spur führt auch zu Wölners finanziellen Verbindungen. Ein mysteriöser Kalendereintrag „B.L.“ deutet auf ein Treffen mit dem Bankier Bern Lume hin. Es ging offenbar um die Finanzierung des Skilifts. Doch hinter den Absprachen steckt mehr: Er brauchte Unterstützer und suchte Hilfe bei Leuten, die wenig Skrupel hatten. Für seine Töchter bedeutete das, dass er alles investierte, um seinen Traum zu verwirklichen – selbst wenn sie dabei auf der Strecke blieben.

Die Ermittlungen bringen ans Licht, dass Anna wenige Tage zuvor das Schließfach ihres Vaters geöffnet hatte. Sie behauptet, nur Papiere zurückgelegt zu haben, doch tatsächlich plante sie, diese zu verkaufen, um mit Peter ins Ausland zu fliehen. Sie wollte dem strengen Vater entkommen und ihr eigenes Leben führen – ein Motiv, das schwer wiegt.

Dann folgt der entscheidende Hinweis: Am nahegelegenen See wird ein Ruderboot gefunden. Ermittler rekonstruieren, dass Anna den See mit dem Boot überquert haben könnte, wodurch sie erheblich Zeit sparte. Damit hätte sie den Lift rechtzeitig erreichen und den Notknopf betätigen können, bevor sie scheinbar harmlos zu ihrem Freund radelte. Fingerabdrücke auf den Rudern bestätigen den Verdacht.

Konfrontiert mit den Beweisen, bricht Anna schließlich zusammen. Sie gesteht, dem Vater die lebenswichtigen Herztropfen entwendet zu haben. Sie stand unter enormem Druck: Immer war sie diejenige, die zurückbleiben musste, immer hatte sie das Gefühl, nie gut genug zu sein. Der Vater setzte sie unter Erwartungsdruck, und als er Beweise für Bärbels Studium forderte, fürchtete sie, die Wahrheit über deren Lügen würde ans Licht kommen. Anna wollte frei sein, ein neues Leben beginnen – und sah im Mord den einzigen Ausweg.

Die Rosenheim-Cops Staffel 19 Episodenguide – fernsehserien.de

Ihr Geständnis offenbart auch die zerrissene Familiendynamik: Während Bärbel in New York scheiterte und sich verschuldete, ertrug Anna die Last der Bergwirtschaft allein. Der Vater hatte beide Töchter in unterschiedliche Rollen gedrängt – die eine als Vorzeigeakademikerin, die andere als treue Arbeitskraft. Am Ende zerbrach Anna an diesen Erwartungen und wählte den fatalen Weg.

Die Ermittler ziehen Bilanz: Der Fall ist gelöst, Anna wird für den Mord an ihrem Vater verantwortlich gemacht. Doch die Tragödie wirft lange Schatten. Bärbel steht vor den Trümmern ihrer Lügen, Peter sieht seine Beziehung zerbrechen, und die Bergwirtschaft ist ohne den alten Wölner verloren.

Während die Kommissare erleichtert die Akten schließen, zeigt sich, dass hinter den Fassaden der Familie Wölner jahrelang Druck, Lügen und unerfüllte Träume gärten. Der Mord war am Ende nicht das Werk eines plötzlichen Ausrasters, sondern das Ergebnis eines langen Prozesses aus Überforderung, Erwartungen und dem unerbittlichen Wunsch nach Freiheit.

So endet der Fall nicht nur mit der Festnahme einer Täterin, sondern auch mit dem Spiegel einer Familie, in der jeder auf seine Weise gescheitert ist. Die eine suchte ihr Glück in Amerika und verlor sich in Schulden. Die andere opferte ihre Jugend für den Hof – und bezahlte schließlich mit ihrer Seele.