Die Rosenheim Cops Staffel 6 Folge 3
Spoiler-Zusammenfassung
Am frühen Morgen finden Ermittler den Geschäftsführer einer kleinen Ingenieursfirma, Norbert Bittner, tot unter seinem Pkw auf dem Hof in Rosenheim. Zunächst wirkt alles wie ein tragischer Unfall: ein Traktor-ähnliches Fahrzeug oder eine schwere Fahrzeugmasse hat seinen Brustkorb so stark eingedrückt, dass Rippen gebrochen und ein Pneumothorax vermutet wird. Doch je länger die Spurensicherung vor Ort arbeitet, desto mehr deutet alles auf ein kalkuliertes Verbrechen hin. Die Ermittler entdecken frische Hinweise: der Reifen war aufgestochen, offenbar bewusst manipuliert, und am Nacken des Opfers finden sich Hämatome, die nicht durch den Aufprall erklärbar sind. Ein stumpfer Schlag — möglicherweise mit einem Schraubenschlüssel — hat den Toten betäubt, sodass der Täter ihn anschließend unter ein schweres Bauteil legen konnte, um den Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen.
Bittners Firma entwickelt neuartige Sensorik für Landmaschinen; ein gemeinsames Patent läuft auf Bittner und einen gewissen Hermann Kölbel. Dieses Patent könnte bei erfolgreicher Vermarktung enorme Gewinne bringen, und es existiert eine Klausel, wonach im Todesfall eines der Erfinder die Rechte auf den anderen übergehen. Sofort geraten dadurch mehrere Personen in den Fokus: Kölbel selbst, sein Schwiegersohn Klinger, und die langjährig kranke Sekretärin Lena Frei, die wegen eines Burnout und wegen Mobbing am Arbeitsplatz in Behandlung ist.

Die Ermittlungen enthüllen ein dichtes Geflecht aus beruflichen Spannungen, persönlichen Konflikten und finanziellen Verlockungen. Kollegen berichten, dass Bittner ein schwieriger, oft übergriffiger Chef war: er demütigte Angestellte vor versammelter Mannschaft, grenzüberschreitende Berührungen gehören offenbar zur Firmenkultur, und Lena Frei wird regelmäßig erniedrigt. Ihre Therapeutensitzungen und Tagebuchaufzeichnungen zeichnen ein beunruhigendes Bild: sie hat sich wiederholt gewalttätige Fantasien über Bittner niedergeschrieben — 22 Mal formuliert sie Gedanken, ihn sterben zu sehen, und beschreibt dies teilweise sehr plastisch. Lena gibt offen zu, dass diese Fantasien ihr halfen, Frust abzubauen, und dass sie später Angst bekam und Teile ihres Tagebuchs vernichten wollte. Sie beteuert, nie die Absicht gehabt zu haben, die Gedanken zu realisieren — doch das Tagebuch wird als belastendes Indiz gewertet.
Parallel zeigt sich, dass Kölbel und Klinger finanzielle Beweggründe haben könnten: Es taucht ein Optionsvertrag mit einem großen Hersteller auf, der bereits 500.000 Euro angezahlt haben will und weitere 500.000 bei erfolgreichem Abschluss. Sollte Bittners Klausel greifen, gingen die Rechte an Kölbel, wodurch dieser alleiniger Patentinhaber und Nutznießer der Erlöse würde. Klinger wiederum hat teure Karosserieteile bestellt, die er nicht bezahlt hat — ein weiterer möglicher Grund, Geld zu brauchen. Kölbel behauptet zwar, nichts vom Abschluss der Option gewusst zu haben; aber es stellt sich die Frage, ob er die Situation nicht doch kannte oder ausgenutzt hat.
Die Ermittler arbeiten routiniert, aber mit spürbarer Dringlichkeit. Der leitende Ermittler Lind, unterstützt von Kollegen und dem neuen Dienststellenleiter (der sich kurz vor der Handlung von der Polizei verabschiedet, um sich einer Kulturarbeit zu widmen), ordnet eine Team-Besprechung an und fordert vollständige Berichte. Man bespricht die Forensik: der Reifenschaden wurde offenbar mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher verursacht, ein gezielter Akt, kein grober Zufall. Jemand wollte offenbar den Reifen zerstören, um das Opfer beim Wechseln zu überraschen oder zumindest außer Gefecht zu setzen. Die Spuren am Körper bestätigen, dass es eine vorbereitende Handlung gab — jemand schlug zu, bevor das Opfer unter das schwere Teil geriet.
Am Tatort werden zudem private Papiere gefunden: ein angemeldetes Patent, das formal auf Bittner und Kölbel läuft, aber unter Bittners Privatadresse registriert ist. Die genaue Formulierung im Vertrag, die Entscheidungsrechte über den Weiterverkauf und die Option für eine bestimmte Firma, wird zur Schlüsselstelle in den Vernehmungen. Die Untersuchung der Kontakte von Bittner ergibt, dass zumindest eine mögliche Käuferfirma bereits Optionszahlungen überwiesen hat. Wem war das bekannt? Wer profitierte, wenn Bittner aus dem Weg geräumt wäre?
Lena Frei wird von der Polizei zunächst als Beschuldigte verhört: ihr Tagebuch, ihre Abwesenheit in der fraglichen Nacht und ihr brüchiges Alibi (angeblich allein zuhause) machen sie verdächtig. Sie erklärt ihre psychischen Probleme offen und weint, doch die Ermittler bleiben skeptisch: das Handy, die fehlenden Zeugen, und die Tatsache, dass sie körperlich in der Lage wäre, einen Radschlüssel zu benutzen, lassen die Anklage nicht irrational erscheinen. Lena bestreitet vehement, physisch zugeschlagen und den Reifen manipuliert zu haben, erinnert sich aber an die Demütigungen durch Bittner und an die Zeit, in der sie krankgeschrieben war. Ihr Therapeut hatte ihr geraten, Aggressionen zuzulassen, ohne sie destruktiv gegen sich oder andere zu richten — eine Beratung, die im Nachhinein tragisch fehlinterpretiert werden könnte.
Gleichzeitig wird Kölbel ins Visier genommen: seine Nähe zum Patent, seine wirtschaftliche Vorteilslage, und die Aussagen über Diskrepanzen in der Geschäftsabwicklung erzeugen Verdacht. Klinger, der Schwiegersohn, verfügt über Motive in Form von unbezahlten Rechnungen und einem Interesse am Erbe des Patents. Sein Alibi ist allerdings schwach; Zeugen berichten von nächtlicher Beleuchtung in der Werkstatt, doch niemand kann bezeugen, ihn konkret gesehen zu haben. Die Ermittler finden zudem, dass Klinger und Kölbel in der Nacht des Geschehens Kontakt zu anderen Mitarbeitern hatten und dass die Firmenstruktur und die Auftragslage komplexe finanzielle Abhängigkeiten erzeugen.
Die Polizeiarbeit ist eine Mischung aus akribischer Spurensicherung und dem Verhör psychologischer und finanzieller Motivationsstränge. Der diensthabende Gerichtsmediziner bestätigt schließlich: der unmittelbare Todesmechanismus war ein Spannungspneumothorax infolge stumpfer Gewalteinwirkung in Kombination mit dem massiven Druck auf den Brustkorb — aber entscheidend war die Einleitung durch Betäubung. Das legt nahe, dass ein Täter bewusst gehandelt hat, um Bittner wehrlos zu machen. Das Gesamtbild deutet immer stärker in Richtung eines geplanten Mordes, nicht eines Unglücks.

Der Spannungsbogen der Handlung konzentriert sich auf die Frage: Wer profitierte am meisten von Bittners Tod — emotional, beruflich, finanziell? Das Team um Hauptkommissar Lind versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen: das Patent und die Option, die Machtgefüge in der Firma, Lenas innere Zerrissenheit, Klingers finanzielle Schieflage und mögliche Absprachen. In einem letzten Akt verdichten sich Indizien: fingierte Alibis, merkwürdige Eigentumsverhältnisse und die neu entdeckte Option einer großen Traktorenfirma. Doch wer zog die Fäden? Wer bereitete die Szene minutiös vor und schlug dann zu, sodass alles wie ein tragischer Unfall aussah?
Der Fall endet — vorerst — mit der Feststellung, dass es sich um Mord handelt, mit zwei starken Verdächtigen und klaren Motiven auf mehreren Ebenen. Die Ermittler stehen vor einem moralischen Dilemma: sie müssen entscheiden, ob sie Lena Frei als geistig angeschlagene Täterin wegen fehlender Kontrolle anzeigen, oder ob sie tiefer graben, um die wirtschaftlichen Netzwerke und möglichen Komplizenschaften aufzudecken. Das offene Ende lässt Raum für weitere Wendungen: ein Briefkasten-Fund, ein noch ungehörtes Telefonat oder ein verlegtes Dokument könnten in der Fortsetzung alles verändern.