Die Rosenheim Cops Staffel 7 Folge 27 Der Stachel des Todes

Marie ja so GB nicht wir müssen Syron machen

Spoiler: In einem beschaulichen Alpenort wird aus einem kuriosen Todesfall schnell ein verzwicktes Geflecht aus Rache, Geld und Betriebsgeheimnissen — und am Ende ist die Lösung so banal wie tragisch.

Der Fall beginnt mit einem scheinbar bizarren Opferbild: Eberhard Winkler, ein wohlhabender Geschäftsmann, wird tot in seinem herrschaftlichen Haus in Pinswang aufgefunden. Die Obduktion bringt ein ungewöhnliches Ergebnis: fünf Stichverletzungen, allesamt im Kopf- und Halsbereich, und Hinweise auf einen tödlichen anaphylaktischen Schock. Die Auffälligkeit: an der Leiche und am Tatort finden die Ermittler Bienenreste — Stachel, Flügel, Haarkrümel. Außerdem hat der Tote hämatomartige Einblutungen, als sei er mit Gewalt auf das Bett gedrückt worden. Jemand hat offenbar abgewartet, bis das Gift seine tödliche Wirkung entfaltet. Schnell gerät die Methode in den Mittelpunkt: Wer bringt Bienen dazu, gezielt einen Menschen zu stechen — und wer wusste von Winklers Allergie?

Die beiden Ermittler Lind und Hofer übernehmen den Fall. Zuerst führen sie die routinemäßigen Befragungen: Familie, Ex-Frau Cornelia Winkler — die seit längerem getrennt von ihm lebt —, Nachbarn, Mitarbeiter. Die Befragungen legen ein dichtes soziales Netz offen: Winkler war ein charismatischer Repräsentant, aber auch ein knallharter Geschäftsmann. Die Ehekrise mit Cornelia ist bekannt; sie hatte die Scheidung eingereicht, und es gibt Hinweise, dass Winkler ihr das Leben schwer gemacht hat — etwa durch Schikanen rund um gemeinsame Imkereien und Landkäufe. Cornelia hat ein Alibi für die Tatnacht, das aber nicht lückenlos belegt ist.

Die Rosenheim-Cops im TV - Sendung - TV SPIELFILM

Bald treten weitere, durchaus plausible Motive zu Tage. Zum einen: geschäftliche Unregelmäßigkeiten. In Winklers Geschäftsbüros fehlen Rechnungen, Abrechnungen sind nicht lückenlos — Kunden zahlen mehr als offiziell ausgewiesen, Rabatte werden anders verbucht, Provisionen scheinen zu verschwinden. Die Ermittler entdecken, dass eine Reihe von Kunden überhöhte Beträge gezahlt haben, während die offiziellen Bücher andere Zahlen zeigen. Das weckt Verdacht auf Unterschlagungen oder Scheingeschäfte — und damit auf viele mögliche Nutznießer.

Zum anderen: offene Feindschaften mit Imkern aus der Umgebung. Winkler hatte sich offensichtlich zum Teil Feindseligkeiten zugezogen: Bienenstöcke wurden zerstört, Imkerreviere gerieten in Brand – Vorfälle, die nie geklärt wurden. Ein Nachbar-Imker, Horst Göbel, wirkt als typischer ruppiger Imker: er ist wütend über Winklers Expansionspläne und über das, was er als gezielte Schädigung ansieht. Auf den ersten Blick ein guter Verdächtiger — schließlich kennt kein Bienenkundler das Verhalten der Tiere so gut.

Die Spurensicherung bringt jedoch bald einen scharfen Wendepunkt: In den Proben der gefundenen Biene tritt nicht nur Pollenstaub spezifischer Pflanzen auf, sondern auch Granulatpartikel — ein Absorptionsgranulat, wie es in Schiffsmotorkajüten oder beim Bootsersatz verwendet wird. Und dieses Granulat stammt eindeutig aus einem speziellen Produkt, das der regionale Bootsbedarfshändler vertreibt. Der kriminaltechnische Befund verknüpft somit die Biene nicht mit Göbels Weiden, sondern mit Winklers Geschäftsumgebung und einem Produktkreis, den Winkler selbst vertrieb bzw. mit dem sein Betrieb in Berührung kam.

Parallel finden die Ermittler zudem handfeste personelle Motive: Ein Angestellter aus Winklers Firma bekennt, in Unregelmäßigkeiten verwickelt zu sein. Er hat offenbar Rechnungen gefälscht, Kundenverträge manipuliert und war vom Chef bedroht, ihn anzuzeigen, wenn er die Differenz nicht zurückzahle. Die Summe ist nicht riesig — aber existenziell für den Mann. Er gesteht, dass Winkler Druck gemacht habe, er stand vor dem Ruin. Unter dem Stress habe er Rechnungen vernichtet, und er hatte Zugang zu Unterlagen, die Winkler kompromittieren konnten. Zudem erinnert sich der Mann an eine merkwürdige Nacht: Er holte angeblich Unterlagen aus Winklers Büro und nahm sie mit nach Hause. Nach diesen Aktionen fehlen zeitlich einige Bruchstücke — genau in dem Zeitraum, in dem Winkler starb.

Die Ermittler bringen nun alles zusammen: die Biene mit Granulat, die fehlenden Rechnungen, die Drohungen, die verbitterten Nachbarn, die Eheprobleme. Ein entscheidender Zeuge wird gefunden: Ein Kollege des Verdächtigen gibt an, der Mann habe nach einem hitzigen Wortwechsel mit Winkler geäußert, er wolle ihn „für immer loswerden“, und später habe man gesehen, wie er Dinge aus Winklers Arbeitszimmer nahm. Die Kette der Indizien verdichtet sich.

Schließlich kommt die direkte, drastische Erklärung: Jemand hat Bienen in ein Kissen oder eine Dose gepackt, das Kissen ins Schlafzimmer gelegt — ein perfider Plan, der die natürliche Feindreaktion der Tiere ausnutzt. Das verwendete Granulat diente offenbar dazu, die Bienen stillzusetzen bzw. zu transportieren; der Täter wusste, welche Pflanzenpollen und welches Umfeld die Biene trug — also, woher sie stammte. Ob aus Bosheit, Rache oder in einem Moment des panischen Stillstellens: der Täter platzierte die Bienen in Winklers Nähe und verschaffte sich so das tödliche Ergebnis.

Was die Ermittler schließlich enthüllen: Der unmittelbare Täter war nicht der ältere Imker-Nachbar, auch nicht primär die Ehefrau aus Rache — es war ein verzweifelter Mitarbeiter, der durch Winklers Drohungen in existenzielle Bedrängnis geriet. Er hatte Rechnungen gefälscht, war auf frischer Tat bedroht worden und handelte in Panik. In einem Kurzschlussakt, in dem er die Situation regeln wollte — zunächst, so behauptet er später, nur als Einschüchterung — setzte er die Bienen so ein, dass Winkler sie nicht mehr abwehren konnte. Weil Winkler aber allergisch war, führte die Tat zum Tod. Die Gewalteinwirkung, die anfangs wie Fremdeinwirkung wirkte, erklärt sich durch eine körperliche Auseinandersetzung und das Festhalten des Opfers, bis der Schock eintrat.

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Gleichzeitig bleibt in der Aufklärung der Fall vielschichtig: andere Motive und Täterprofile existieren weiterhin als Hintergrund — die zerstörten Bienenstöcke, die Genmais-Pläne für Winklers Land, die verstrickten finanziellen Gefälligkeiten und die Scheidung der Ehefrau. Die Ermittler müssen ein Dutzend persönlicher Geschichten entwirren, bevor die Staatsanwaltschaft die Version des Mitarbeiters belastbar macht. Die Tragik aber bleibt: Ein Mensch stirbt durch eine ungewöhnliche Waffe — Bienen — weil persönliche Feindschaften, ökonomischer Druck und schlichte Panik ineinandergriffen. In einer Gemeinschaft, die auf Reputation und gegenseitige Abhängigkeiten baut, reiben sich Rache, finanzielle Seilschaften und private Krisen bis zur tödlichen Konsequenz auf.