23 Jahre später: Das wurde aus dem “Rosenheim-Cops”-Cast von damals
Ein dunkler, regnerischer Abend in Rosenheim, 23 Jahre nach dem Start der Kultserie. Das Licht im Kommissariat war gedämpft, nur der Schreibtisch von Michi Mohr (Max Müller) leuchtete unter einer einzelnen Schreibtischlampe. Er saß da, der letzte Mohikaner der Gründungsriege, und starrte auf eine alte, vergilbte Gruppenaufnahme des Original-Casts von 2002.
23 Jahre später. Das Bild zerfiel in seinen Händen, genau wie die Gewissheit, die einst die Serie zusammengehalten hatte.

„Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht“, murmelte Michi, dessen Haare nun grau durchzogen waren, aber dessen Uniform immer noch tadellos saß. Der Abschied von Marisa Burger (Miriam Stockl) war ein Erdbeben gewesen. Karin Thaler (Marie Hofer) hatte ihren Ausstieg nur angekündigt – eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment hochgehen konnte.
Er fuhr mit dem Finger über die Gesichter auf dem Foto:
- Josef Hannesschläger (Korbinian Hofer): Michi schloss die Augen. Der Tod seines Kollegen im Jahr 2020 hatte die Serie für immer verändert. „Korbinian“, flüsterte er. „Du bist immer noch hier. Man riecht dein Weißwurst-Aroma in den Gängen.“ Josephs Tod war der erste, harte Schnitt in die Gemütlichkeit gewesen, der Beweis, dass selbst die Zeit in Rosenheim endlich ist. Seine Rolle als bodenständiger Kommissar war unvergessen, er blieb der ewige Geist der bayerischen Kriminalistik.
- Markus Böker (Ulrich Satori): „Der smarte Münchner“, dachte Michi. Satori war schon nach vier Staffeln verschwunden, zurück in die Großstadt. Ein früher Abgang, der damals schon die Fans schockiert hatte. Markus Böker hatte sich danach neuen, internationaleren Projekten gewidmet, aber für die Fans blieb er der erste, charmante „Preuße“, der den bayerischen Kommissaren zur Seite stand.
- Marisa Burger (Miriam Stockl): Michi seufzte. „Die Legende vom ‚Es gabat a Leich‘.“ Marisa hatte sich für das Theater entschieden, für die brennenden Bretter Hamburgs. Ein mutiger Sprung ins Unbekannte nach über zwei Jahrzehnten Sicherheit. Sie war die Ikone des deutschen TV-Seriensekretariats geworden, und ihr Fehlen war nun das größte, ungelöste Rätsel in der Serie. Das Gerücht ging, sie spielte nun Hauptrollen in modernen Ibsen-Adaptionen.
- Karin Thaler (Marie Hofer): Sie stand kurz vor dem Abschied. Die letzte Stütze vor dem totalen Kollaps der alten Garde. Michi wusste, dass sie ihre neue Rolle in der Dokumentation über starke Frauen bereits vorbereitete. Marie Hofer, die ewige, liebevolle Schwester und Bürgermeisterin, würde bald ein historisches Schlachtfeld gegen ihren Gatten tauschen.
Michi lächelte bitter. Er war der einzige, der geblieben war. Der Polizist, der immer den Kaffee gekocht, die Blumen gegossen und die Verbindung zum Bürger gehalten hatte.
Plötzlich betrat Polizeidirektor Gert Achtziger (Alexander Duda), der Nachfolger des ersten Polizeichefs Balthasar, das Büro. Er sah müde aus, seine Augenringe waren tief.
„Michi“, sagte Achtziger, seine Stimme war ein Knurren. „Ich brauche den Bericht über den Fall ‚Das sterbende Konzept‘ auf meinem Tisch. Und was soll dieser Geruch? Riecht es hier nach Nostalgie?“
Michi legte das Foto weg, aber nicht, ohne es noch einmal fest an seine Brust zu drücken.
„Nein, Herr Direktor“, sagte Michi, seine Stimme klang leise und respektvoll. „Das ist der Geruch von Veränderung. Und die ist hier im Kommissariat jetzt so dicht, dass man sie fast schneiden kann.“
Achtziger sah ihn scharf an. „Veränderung? Wir sind die Rosenheim-Cops, Michi! Wir verändern uns nicht! Wir sind der Fels in der Brandung!“
„Die Brandung wird stärker, Herr Direktor“, erwiderte Michi. „Die Gründungsmitglieder sind weg. Oder gehen. Die Fans schreien nach den alten Zeiten. Die Zeit ist endlich, wie Marie so schön sagte.“
Achtziger stieß einen frustrierten Laut aus und drehte sich zur Tür. Er verließ den Raum, und Michi war wieder allein mit seinem Schreibtisch, seiner Lampe und dem Geist der Vergangenheit.
Michi sah auf seine Hände, die das Papier geknüllt hielten. Er war der letzte Wächter. Er war derjenige, der die Fahne hochhalten musste, während der Rest der Armee abmarschierte. Die Sehnsucht nach der alten Zeit war groß, aber Michi wusste, dass es jetzt an ihm lag, eine neue Konstante zu finden.
Er nahm einen Schluck von seinem kalten Kaffee. „Na gut“, murmelte er zu sich selbst. „Dann wird es eben Michi Mohr’s Kommissariat. Und das erste, was ich ändere: Besserer Kaffee!“ Ein winziges Lächeln huschte über sein Gesicht. Der Wandel war da, aber wenigstens war er jetzt der Hauptdarsteller in seiner eigenen Serie.